SZ-Interview: CCS und Corona – Die nächsten Schritte
Seit Corona fast immer geschlossen
Saarlandhallen-Chef Ralf Kirch: Wie es mit der Congress- und Saarlandhalle jetzt weitergeht
Saarbrücken Die Türen der Saarland- und Congresshalle waren seit Beginn der Pandemie fast immer geschlossen und die Bühnen blieben leer. Der Geschäftsführer der Landes-Tochter Congress Centrum Saar Gmbh, Ralf Kirch, blickt im SZ-Gespräch zurück. Und erklärt, wie es mit der Saarlandhalle und der Congresshalle weitergeht.
Wie viele Veranstaltungen in der Congresshalle und der Saarlandhalle wurden seit dem Beginn der Coronakrise verlegt oder abgesagt, und welcher Verlust ist der Congress Centrum Saar GmbH (CCS) so entstanden?
KIRCH Die genaue Zahl der verschobenen oder abgesagten Veranstaltungen ist nur sehr schwierig zu beziffern, da in unterschiedlichen Phasen der Pandemie gar keine Veranstaltungen stattfinden durften oder nur bestimmte unter gewissen Bedingungen. Es kamen auch immer wieder neue Anfragen hinzu. Dennoch kann ich sagen, dass seit Beginn der Pandemie nur zehn Prozent der geplanten Veranstaltungen durchgeführt werden konnten. Dadurch kam es selbstverständlich auch zu einem drastischen Umsatzrückgang. Dennoch wurde der überwiegende Teil der Veranstaltungen in die Jahre 2022 oder 2023 verschoben.
Gab es personelle Einsparungen?
KIRCH Nachdem wir im März 2020 unseren Veranstaltungsbetrieb von heute auf morgen schließen mussten, waren wir gezwungen, für unsere Mitarbeiter Kurzarbeitergeld zu beantragen. Bis heute befindet sich noch ein Großteil unserer Belegschaft in Kurzarbeit. Die Stimmung im Team ist super, und wir stehen in den Startlöchern für einen vollen Veranstaltungskalender.
Was ist während der Corona-Pandemie in den CCS-Hallen passiert?
KIRCH Wir haben die Zeit, in der unser Betrieb mehr oder weniger geschlossen war, sinnvoll genutzt. So haben wir im Bereich der „Hybriden Veranstaltungen“ unsere digitale Infrastruktur modernisiert und verbessert. Gerade nach der Corona-Pandemie werden solche Formate, also Events, die an einem physischen Ort stattfinden und gleichzeitig von einem interaktiven Publikum online besucht werden, vermutlich immer häufiger vorkommen. Daneben haben wir unsere Sicherheitskonzepte aktualisiert, ein digitales Einlass-System für alle Veranstaltungsformate installiert sowie allgemeine Modernisierungs- und Instandhaltungs-Arbeiten durchgeführt.
Woran wurde zudem „hinter den Kulissen“ gearbeitet?
KIRCH Wir haben unseren Web-Auftritt komplett überarbeitet und ihm ein neues und modernes Gesicht verpasst. Insbesondere technisch und inhaltlich kommt er den neuen digitalen Anforderungen nach. Besonders wichtig bei dem Relaunch war uns, dass unsere Kunden und Veranstaltungsbesucher mit Übersichtlichkeit, einer einfachen Navigation und hervorragender Benutzerfreundlichkeit überzeugt werden. Besonders freut mich die 3D-Animation unserer beiden Hallen, Saarlandhalle und Congresshalle, mit der wir unseren Kunden beispielsweise unterschiedliche Bestuhlungs- und Ausstattungsvarianten digital präsentieren können. Darüber hinaus haben wir zum 1. Januar 2021 das operative Messegeschäft der Saarmesse GmbH und somit die Verantwortung für die großen saarländischen Besuchermessen übernommen. Wir hoffen natürlich, dass die Pandemie eine Durchführung der Messe 2022 zulässt.
Wie zuversichtlich blicken Sie auf das Messejahr 2022?
KIRCH Wir befinden uns derzeit in der Aussteller-Akquise für unsere für 2022 geplanten Messen. Neben unseren eigenen, der „Reisen & Freizeit Messe Saar“ vom 4. bis 6. März, der „Genusswerk Messe Saar“ vom 25. bis 27. März und der „Haus & Garten Messe Saar“ vom 8. bis 10. April, werden in unseren Häusern sieben weitere Messen durchgeführt werden. Im Allgemeinen hoffen wir, dass die Messeformate in der Saarlandhalle und der Congresshalle trotz Corona durchgeführt werden können. Wir würden uns an dieser Stelle wünschen, dass gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es möglich machen, Veranstaltungen planungssicher und wirtschaftlich durchzuführen.
Welche Corona-Schutzmaßnahmen wurden in den CCS-Hallen eingeführt?
KIRCH Im Zuge der Corona-Maßnahmen haben wir in unseren Häusern umfangreiche Hygieneschutzmaßnahmen eingeleitet. Neben der Anpassung der Bestuhlungskonzepte zur Einhaltung der Abstandsregeln sowie der Anpassung der Reinigungskonzepte wurde unser Personal explizit geschult. In allen Räumlichkeiten wurden Desinfektionsspender angebracht, die Wegeführung neu konzeptioniert sowie die Lüftungssysteme entsprechend angepasst. Daneben nutzen wir in unseren Häusern zur Kontaktnachverfolgung die „Luca-App“.
Coronakonforme Bestuhlungsformen
Stimmt es, dass auch größere Sanierungs-Maßnahmen in den Hallen anstehen?
KIRCH Ja, das ist richtig. Notwendige Sanierungsarbeiten in der Saarlandhalle befinden sich derzeit in den letzten Zügen. Ab 2022 bis Ende 2023 wird die Congresshalle brandschutztechnisch saniert werden. Größtenteils finden die Sanierungsarbeiten im laufenden Veranstaltungsbetrieb statt.
Wie sieht die Buchungslage ab Herbst und für 2022 aus?
KIRCH Grundsätzlich sind die Saarland- und Congresshalle stark gebucht. Zudem können wir viele Veranstaltungen im Jahr 2022 aufgrund der umfangreichen Brandschutzsanierung nicht in der Congresshalle durchführen und mussten diese in die Saarlandhalle verlegen. Deshalb ist diese im kommenden Jahr sehr stark belegt.
Welche Veranstaltungs-Höhepunkte stehen schon fest?
KIRCH Wir haben bisher Buchungen in allen Rubriken, wie Konzerte, Shows, gesellschaftliche Veranstaltungen, Ausstellungen, Tagungen und Kongresse bis hin zu Proben und Sportveranstaltungen. Besonders freue ich mich darauf, dass wir, abhängig vom Verlauf der Corona-Pandemie, voraussichtlich im Jahr 2022 wieder unsere Eigenveranstaltungen durchführen können. Daneben hoffen wir, dass wir unsere Faschingspartys „Weiberfaasenacht“ und „Premabüba“ durchführen können. Darüber werden wir Ende 2021 entscheiden.
Glauben Sie, dass die Zuschauer zunächst skeptisch sind, wieder Veranstaltungen zu besuchen?
KIRCH Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass einige Besucherinnen und Besucher, von denen die meisten schon länger keine größere Veranstaltung mehr besucht haben, anfangs skeptisch sein werden. Gleichzeitig sind wir hinsichtlich modernisierter und angepasster Hygienekonzepte sowie leistungsstarker Belüftungsanlagen in unseren Häusern bestens aufgestellt und freuen uns schon darauf, dass es endlich wieder losgeht.
Wie optimistisch blicken Sie in die Zukunft?
KIRCH Die Veranstalter wollen überwiegend an ihren Veranstaltungen festhalten, und viele haben diese auch schon zu Beginn der Corona-Pandemie nicht abgesagt, sondern verschoben. Dies macht Grund zur Hoffnung und zeigt uns, dass die Veranstalter in den Startlöchern sitzen. Wir hoffen, dass eine ansteigende Impfquote in absehbarer Zeit zu einem Wegfall der Abstandsregeln führt und somit wieder mehr Besucherinnen und Besucher pro Veranstaltung zugelassen werden können.
Und was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft der CCS?
KIRCH Wir haben uns in den vergangenen Monaten gemeinsam mit den verantwortlichen Projektpartnern intensiv mit der Entwicklung und Abstimmung eines Konzeptes zur Einführung eines „Convention Bureaus“ inklusive „Mice“-Netzwerk, eines der wichtigsten Schlüsselprojekte der Tourismusstrategie 2025 von Stadt und Regionalverband Saarbrücken, beschäftigt. Das „Convention Bureau“ soll in erster Linie als Kommunikations- und Vertriebsplattform im Bereich Tagungen, Kongresse und Messen dienen. Wie man der Presse in den vergangenen Wochen und Monaten auch schon entnehmen konnte, befinden wir uns zusammen mit der Stadt Saarbrücken und dem Land mit Unterstützung des Bundes in den Planungen für einen Erweiterungsbau der Congresshalle im Rahmen des städtebaulichen Modellvorhabens. Außerdem arbeiten wir momentan in Zusammenarbeit mit der Stadt Saarbrücken und dem Land an einem Konzept für eine neue Saarlandhalle. Diese Investitionen motivieren mich sehr und machen Hoffnung für die Zukunft nach dem schwierigen vergangenen Jahr. Der Erweiterungsbau der Congresshalle sowie ein eventueller Neubau der Saarlandhalle in Verbindung mit einem „Convention Bureau“ als Marketing- und Akquise-Gesellschaft sichern darüber hinaus die Zukunft und die Konkurrenzfähigkeit des Veranstaltungsstandortes Saarland nachhaltig.
Ein Artikel der Saarbücker Zeitung vom 13.09.2021. Geschrieben von Marko Völke.